Alter zum Zeitpunkt des Briefes: 
14.0 Jahre

Wo ist nur die Zeit geblieben? Habe ich meine Tochter Lara nicht erst noch im Tuch vor der Brust querfeldein durch die Feldmark getragen? Und war da nicht erst vor kurzem der 10. Juli 1994, ihre Taufe, die wir gefeiert haben mit all unseren Freunden, so als ob es gelte, das letzte Fest überhaupt zu feiern?! Alle uns wichtigen Menschen waren da und haben an diesem Tag Freude und Schmerz mit uns geteilt, denn Lara war am 03. April 1994 mit dem Cri-du-chat-Syndrom zur Welt gekommen.

Kein Grund zur Freude? Kein Grund zum Feiern?

Nach den niederschmetternden Prognosen, was die Entwicklung von Lara betreffen sollte, hatte ich gedacht, wir werden nie wieder einen Grund finden, so richtig zu feiern. So sollte doch wenigstens die Taufe ihr erstes und letztes großes Fest werden!

Schwere Zeiten folgten.

Lara war in einem Kinder- und Pflegeheim weit entfernt von mir untergebracht. Sie wurde ein Jahr alt und wir feierten ihren 1. Geburtstag mit viel Gesang und Omas tollem Kuchen gleich zweimal: Im Kinderheim mit den anderen Kindern dort und zu Hause mit den Kindern unserer Freunde.

Und so „gaben wir immer alles“ wenn es auch nur einen kleinen Grund zum Feiern gab, nichts wurde ausgelassen, kein Sommerfest im Kinderheim, kein Kindergeburtstag. 1998 kam Lara endgültig nach Hause. Ein großes Abschiedsfest mit den Mitarbeitern des Kinderheimes wurde beim Edel-Italiener zelebriert und Laras Ankunft zu Hause erst….

Dann die Feste im Kindergarten. Immer waren wir und Omas legendärer „Frankfurter Kranz“ mit von der Partie!!!!

Lara kam zur Schule - was für eine Freude! Beim Betrachten der Einschulungsfotos mag man sich fragen: „Wer wird da eigentlich eingeschult? Das Kind oder die Mutter?“ Und wieder waren alle wichtigen Menschen dabei und feierten diesen besonderen Tag mit uns.

Viele tolle Geburtstagfeiern folgten und nun ist Lara 14 Jahre alt.

Das große Fest der Konfirmation wird in wenigen Tagen gefeiert, im großen Saal mit vielen guten Freunden. Und ich blicke zurück, was doch für wunderschöne Jahre hinter uns liegen. Das hatte ich damals nicht erwartet und so nie für möglich gehalten.

Natürlich hatten wir auch traurige Zeiten, Artztermine und Operation, die uns Angst gemacht haben. Wir haben uns verabschieden müssen von geliebten Menschen und von unserem treuen Hund Velvet, der immer an unserer Seite war und niemanden an Lara ran ließ.

Ich freue mich auf die Konfirmation, und vielleicht wird man sich beim Betrachten der Konfirmationsfotos ja auch fragen: „Wer wird da eigentlich konfirmiert? Die Mutter oder das Kind?“ Und so gilt Laras Konfirmationsspruch auch für mich.

"Lass dich nicht erschrecken und verliere nie den Mut, denn ich der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst." (Josua 1,9)

Und so bin ich in freudiger Erwartung aller Feste die noch kommen werden, denn wenn wir eins können, dann ist es feiern!!!

Laras Mutter Petra (April 2008)

 

Fotoalbum

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